Über Friedrich Schiller
Friedrich Schiller hat Schranken des Denkens nie akzeptiert. Früh verstand er sich als Weltbürger, der Drill der Hohen Karlsschule war nicht seine Welt und so kam es dazu, dass er die berühmt-berüchtigte Festung auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg von innen kennenlernte.
Als Friedrich Schiller dann mit 23 Jahren als Autor die Theaterbühne betritt, löste er einen der leidenschaftlichsten Skandale der deutschen Theatergeschichte aus. "Das Theater glich einem Irrenhause" und "Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme" lauten die berühmten zeitgenössischen Beschreibungen zur Uraufführung "Der Räuber". Schillers Werke wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern begeistert aufgenommen.
Nach heutiger Begrifflichkeit war Schiller in seiner Zeit ein Superstar. Seine Verse schockieren das Theaterpublikum heute nicht mehr, doch die zeitlose Faszination seiner Werke ist geblieben und bildet bis heute ein unerschöpfliches und inspirierendes Potenzial.
Schiller in Stuttgart
In der Region Stuttgart hat Schiller die ersten 24 Jahre seines Lebens verbracht, in Marbach am Neckar, wo er am 10. November 1759 geboren wurde und die ersten fünf Jahre aufwuchs. Sechs weitere Jahre seiner Kindheit hat Schiller zudem in Ludwigsburg verbracht, wo er die direkt am barocken Marktplatz gelegene Lateinschule besuchte. Auf herzoglichen Befehl und gegen den Willen der Eltern musste Friedrich Schiller 1773 in die Militärakademie Hohe Karlsschule eintreten. Schiller begann zunächst ein Rechtsstudium. Die Zöglinge wurden militärisch gedrillt, was dazu beigetragen haben mag, dass er noch mit fünfzehn Jahren Bettnässer war; zweimal wurde er deswegen hart bestraft. Schiller schnupfte heimlich Tabak und las zusammen mit seinen Kameraden verbotene Schriften.
1776 begann er die Arbeit an dem Freiheitsdrama "Die Räuber".
Bis 1782 lebte Schiller dann als Arzt und Dichter in Stuttgart.
Schiller-Erker in Stuttgart
Man kann sich Schillers Spuren und seinem Wirken in Stuttgart auf vielerlei Weise nähern. Neben den offiziellen Programmpunkten bieten sich zu jeder Zeit Spaziergänge zu Orten an, die mit der Person Friedrich Schillers verbunden sind. So etwa die Schillerlinde auf der Wangener Höhe mit Aussicht über das Neckartal oder die Schillereiche oberhalb der Neue Weinsteige auf der Schillerhöhe mit großartigem Blick über Stuttgart.
Nicht nur ein Muss für Weinkenner und Naturliebhaber sondern auch für Freunde Friedrich Schillers ist der Stuttgarter Weinwanderweg, der bei Stuttgart-Rohracker am historischen Gasthaus zum Waldhorn mit dem unter Denkmalschutz stehenden Schiller-Erker vorbeiführt. Dort genoss Friedrich Schiller regelmäßig Speis und Trank und schrieb der Überlieferung nach Auszüge seines Freiheitsepos "Die Räuber".
Der Dichter Eduard Mörike unternahm mit seiner Frau und seiner Tochter im Jahr 1861 eine Wanderung von Obertürkheim über Hedelfingen nach Rohracker und kehrte im Gasthaus Waldhorn ein. Seine Frau beschreibt später in einem Brief an ihre Schwägerin den „freundlichen Erker“ und die „herrliche Aussicht ins Grüne“. Das Gasthaus zum Waldhorn ist einer der ältesten und traditionsreichsten Gasthäuser Stuttgarts und lädt nach wie vor in historischem Ambiente zur Einkehr ein.
Ein Gedicht
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn.
Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen. Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat? Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl? Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt, um Brot und Stiefel seine Stimm' verkaufen. Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen. Der Staat muß untergehn, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.